1. Einführung
Der Wald ist ein großer Kohlenstoffspeicher. 50 % der organischen Trockenmasse sind reiner Kohlenstoff (C) (Ref. 06). Durch das Baumwachstum wird Kohlendioxid CO₂ der Atmosphäre entzogen und das C im Stamm sowie in allen anderen Baumteilen eingelagert. Die Bildung von Biomasse wird als CO₂-Senke bezeichnet. Stirbt ein Baum ab, wird er zersetzt und das C wird als CO₂ wieder freigesetzt (CO₂-Quelle). Ohne CO₂-Senken werden die Klimagas-Reduktionsziele des Paris Agreements nicht erreicht werden können. Die biologische Sequestrierung von Kohlenstoff gilt als eine der "nature based solutions" (Ref. 50).
Im Mittel befindet sich in temperierten Zonen im bewirtschafteten Wald die gleiche Menge an Kohlenstoff im Boden wie in der lebenden Baumbiomasse oder sogar mehr (Ref. 10, 27, 51, 52). Ausnahmen sind vernässte Böden bis hin zu Mooren, sowie organische Böden der Hochgebirge und der borealen Zonen, in denen deutlich mehr C im Boden gespeichert wird, als in der Baumbiomasse vorhanden ist. Im Naturwald der temperierten Zonen halten sich über größere Flächen Zuwachs und Zerfall der Baumbiomasse die Waage bei einem konstanten durchschnittlichen Biomassenvorrat an Holz (Ref. 14). Im Boden wird jedoch auch im Naturwald weiterhin Kohlenstoff akkumuliert (Ref. 28).
Wird ein Wald nachhaltig bewirtschaftet, so werden die Zyklen der Waldentwicklung gegenüber dem Naturwald wesentlich verkürzt. Dem Wald werden die vorratsreichen Alters- und Zerfallsphasen genommen. Dies geschieht, weil mit der Alterung der Bäume auch ein Qualitätsverlust des Holzes einhergeht. So wird eine 100-jährige Fichte genutzt, obwohl sie weitere 100 bis 200 Jahre stehen bleiben könnte. In einem nachhaltig bewirtschafteten Wald halten sich modellhaft Zuwachs an Holz und Nutzung die Waage. Der mittlere Holzvorrat ist jedoch um die Hälfte niedriger als im Naturwald im Gleichgewicht (Ref. 14).
Es gibt einen großen waldbaulichen Spielraum für die Vorratshaltung im bewirtschafteten Wald. So können aus ökologischen Gründen Teile des Waldes nicht mehr bewirtschaftet und als Reservate der waldeigenen Dynamik überlassen werden oder es werden Altholzinseln erhalten, was in beiden Fällen zu höheren mittleren Vorräten führt (z.B. Ref. 13, 15, 18, 20, 57, 58, 59, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67). Bei der Fichte gibt es seit einiger Zeit Tendenzen zur Herabsetzung der Umtriebszeit, um den Anforderungen der Holzindustrie nach schwächeren Holzsortimenten gerecht zu werden und um das Sturmschadenrisiko zu vermindern (Ref. 41). Dies führt zu tendenziell niedrigeren mittleren Vorräten. In Hochlagen oder schwer zugänglichen Lagen dagegen ist die Holznutzung oft nicht rentabel und die Nutzung erfolgt unter dem Zuwachs, mit der Folge, dass die Vorräte steigen. In gut zugänglichen Lagen werden wiederum teilweise die Vorräte abgebaut, teilweise in Folge der steigenden Nachfrage für Energieholz (z.B. Ref. 18, 30, 31). Auch Kalamitäten wie Stürme und Borkenkäfergradationen können zu Vorratsverlust führen. Im Kleinprivatwald wird oft unter dem Zuwachs genutzt, da die Bewirtschaftung an sich für den Eigentümer wirtschaftlich nicht bedeutend ist. Alle diese teilweise konträren Entwicklungen sind reversibel und reagieren sensitiv auf den Holzmarkt. Steigen die Waldholzpreise, intensiviert sich die Nutzung.
Wird das Waldökosystem als C-Speicher betrachtet, so sind Nutzungen und Mortalität C-Quellen, der Zuwachs bewirkt eine C-Senkenwirkung. Waldeigentümer können durch die Intensität der Holznutzung und eine klimaoptimierte Waldpflege den Biomassenvorrat ihres Waldes steuern.
Der Wald wird gemäß internationalen Vereinbarungen (Kyoto, Paris) auch in den nationalen Klimabilanzen (National Inventory Reporting) als C-Speicher angerechnet (z.B. Ref. 40). Am Wert dieser Senkenleistung partizipieren die Waldeigentümer bisher in Europa nicht, obwohl das Eigentum an dem C-Speicher Wald ihnen zugeordnet wird (z.B. Ref. 11, 38).
Ziel der Methode ist es, die biologische Sequestrierung von Kohlenstoff (Senkenleistung) im Wald durch einen verpflichtenden teilweisen oder vollständigen Nutzungsverzicht berechenbar und nachweisbar zu machen. Ausgangslage und Bezugsszenario ist ein gemäß üblicher Praxis bewirtschafteter Wald.
In einem Wald-Klimaschutzprojekt verpflichtet sich ein Waldeigentümer zu einer von der üblichen Praxis abweichenden höheren Vorratshaltung unter Einhaltung der gesetzlichen und waldbaulichen Regeln. Klimaschutzprojekte im Wald unter Beachtung anerkannter Methoden ermöglichen es, mit der Senkenleistung des Waldes verifizierte CO₂-Emissionsreduktionen (verifizierte Emissionsreduktionen VER) zu generieren.
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